„Ich bin seit über drei Jahren bei KEEP. Einmal im Monat geh ich für einen Sonntag zu meiner Familie, zwei Wochen später bin ich dann für drei Tage dort. Vier Tage im Monat. Das passt.
Gut gefällt mir hier, dass ich selbst bestimme, wann ich schlafen gehe. Ich hab ab neun Uhr abends Zimmerzeit, das heißt, dass ich dann im Zimmer bin und für mich was mach. Da bin ich dann manchmal mit Lesen beschäftigt oder mit Hörspielhören, das kann auch bis zwei Uhr morgens dauern. Aber das ist meine eigene Entscheidung.
Gut gefällt mir auch, dass ich öfters in den nächsten größeren Ort fahr, zu meinen Kumpels. Die hab ich im Jugendzentrum kennengelernt und jetzt sind wir eine Clique. Zuhause hatte ich nicht so viele Kumpels und war mehr zuhause.
Normal steh ich um sieben Uhr auf, mach mich fertig und um halb acht fahr ich mit dem Fahrrad los zur Schule. Das sind sieben Kilometer. Die Schule ist speziell, da gibt es halt mehr Pausen und man kann praktische Sachen fürs Leben lernen. Es gibt auch keine Hausaufgaben, weil man ja bis halb vier in der Schule ist. Mittwochs haben wir immer Schülerfirma, da haben wir verschiedene Aufträge. Zum Beispiel Gärten säubern und neu bepflanzen. Oder jetzt haben wir gerade ein Eigengewerbe gemacht: Aus Waschtrommeln von alten Waschmaschinen Feuertonnen gebaut mit verschiedenen Mustern. Die verkaufen wir auch. Mit mir zusammen machen das sieben Schüler. Die kleineren Schüler können da nicht mitmachen, weil wir auch mit ziemlich gefährlichen Werkzeugen arbeiten, mit Standerbohrmaschinen oder Äxten, Beilen und Sägen. Ich bin seit November 2011 mit in der Schülerfirma dabei.
Jetzt habe ich gerade eine Woche Praktikum bei einem Quittenbauer gemacht. Das fand ich eigentlich sehr cool. An meinem letzten Praktikumstag haben wir erst mal Weinpakete gepackt. Da werden dann zum Beispiel Quittensecco und Wein und Quittenessig zusammengepackt, und dann wird das zum Versand fertig gemacht. Das Praktikum hat mir viel Spaß gemacht, weil es auch an der frischen Luft war und nicht immer in nem stickigen Raum.
Morgen unterschreibe ich den Vertrag für die BQM (Berufsqualifizierende Maßnahme) zum Garten- und Landschaftsbauhelfer. Das ist auch ein Beruf, wo ich viel draußen sein kann – manchmal auch drinnen, wie es halt kommt. Das geht ein Jahr, danach bin ich Gartenhelfer. Das ist noch kein Abschluss, aber so wie ein erster Schritt. Dass ich später auch mal Geld verdienen kann.
In meinen Ferien bin ich manchmal viel mit meinen Kumpels unterwegs, oder wenn ich Geld brauch, dann arbeite ich. In den Ferienfreizeiten bin ich auch öfters mit KEEP, da sind wir manchmal so zwei, drei Wochen weg. Das ist auch echt cool. Also die letzte Freizeit war auch ganz schön, da hab ich zum Beispiel gelernt, selber Feuer zu machen ohne Feuerzeug, sondern mit Feuerstein. Einmal waren wir mit zwei Betreuern und noch einem Jugendlichen auf einer Burg, da haben wir auch praktische Sachen kennen gelernt, wie zum Beispiel Mittelalterkochen – dass man selber kocht, und zwar nur mit den Sachen, die man in der Wildnis findet. Da haben wir eine Suppe gekocht.
Die praktischen Dinge hab ich hier auf der Lohmühle ziemlich gut gelernt: selber Wäsche waschen, putzen, abwaschen oder kochen. Immer, wenn ich nicht bei meinen Eltern bin, koche ich Sonntags alleine. Das nehm ich mit für mein späteres Leben.
Worauf ich besonders stolz bin? Ich habe vor einem Jahr ziemlich viel abgenommen, in einem halben Jahr dreißig Kilo. Das war ein ziemlich krasses Ziel. Ich hab früher 110 Kilo gewogen. Das war hart. 110 Kilo würd ich sicherlich nicht mehr erreichen wollen. Das Ziel ist auf jeden Fall klar.“
Aqib, 17 Jahre