KEEP entstand 2008 aus der Kritik an den herkömmlichen Konzepten der stationären Jugendhilfe heraus. Die vier Gründungsmitglieder Thomas Ziegler, Björn Straten, Florian Galuschka und Florian Dafinger sammelten vorher Erfahrungen in verschiedenen Einrichtungen der stationären Jugendhilfe, Auslandsprojekten und Einrichtungen für Umweltbildung.
Eine wegweisende Erfahrung war, dass wir Jugendliche erlebt haben, die aufgrund ihrer Verhaltensweisen immer und immer wieder mit den Systemen stationärer Jugendhilfeeinrichtungen kollidierten und als Folge dessen von Einrichtung zu Einrichtung weitergereicht wurden. Die Verhaltensweisen der Jugendlichen legten sich durch ein sogenanntes „Einrichtungs-Hopping“ nicht, im Gegenteil: die Verhaltensweisen wurden ausgeprägter und manifestierten sich. Wir wollten gerade für diese Jugendlichen ein flexibles System schaffen, ein System, das die eingebrannten Verhaltensweisen auffangen und aushalten kann. Wir lernten die intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung (ISE) als einen innovativen Weg der Jugendhilfe kennen.
Wir standen auch vor dem Problem, dass die Lebensgeschichten der betreuten Jugendlichen oft recht verworren waren und wenig Ansatzpunkte für ein zielgerichtetes Arbeiten gaben. Daraufhin entwickelten wir das Konzept für unser Erlebnispädagogisches Clearing, eine dreimonatige diagnostische Phase, in der die pädagogisch relevanten Fragen für eine zielgerichtete Anschlussbetreuung geklärt werden konnten. Das Clearing kombinierten wir mit einer narrativ-biographischen Diagnostik, einem Instrumentarium, das uns Aufschlüsse über das erlebte Leben – aus der Sichtweise des Jugendlichen selbst – gab. Wir führten zunächst selbst Clearings durch und die Erfolge gaben uns Recht. Die pädagogische Arbeit wurde vom bloßen Fischen nach Ansatzpunkten zu einem zielgerichteten Arbeiten.
Die Heimaufsicht der Regierung von Unterfranken ermutigte uns, eine Trägerschaft zu gründen. So standen wir vor der Herausforderung, externe Mitarbeiter zu schulen und in unsere Philosophie einzuführen. Auch hatten wir zunehmend mehr Anschlussmaßnahmen nach den Clearings zu betreuen. Unsere Arbeit verschob sich immer mehr vom Betreuen zum Leiten unserer Einrichtung. Universitäten fragten uns für Gastvorträge und Lehraufträge an, das ehemalige Auslandsprojekt Bismuna in Nicaragua schloss sich unserer Trägerschaft an, wir begannen eine Kooperation mit dem Sternstunden Schulchen in Bimbach, wurden für den Vorstand im Bundesverband Individual- und Erlebnispädagogik vorgeschlagen (in dem wir seither durch Thomas Ziegler vertreten sind), und nicht zuletzt wurde unser erlebnispädagogisches Clearing mit dem Qualitätsmanagementsiegel „beQ – Mit Sicherheit pädagogisch“ zertifiziert. Auch bauten wir zunehmend regionale Netzwerke zu Schulen und Praktikums- sowie Ausbildungsbetrieben auf.
Da wir uns aber der pädagogischen Betreuung nicht entfremden wollen, werden bis heute an unserem Geschäftssitz in Schwarzach am Main Jugendliche betreut. Anfangs galt KEEP in den Jugendämtern ausschließlich als finales Rettungskonzept für Jugendliche, die durch die bisherigen Hilfen nicht erreichbar waren. Heute hat sich das Angebot aufgrund der Nachfrage auch für Jugendliche aus den regionalen Jugendämtern geöffnet, die z.B. ein trägereigenes Wohnen in der Region suchen. Die Arbeitsweise bleibt jedoch dieselbe: Die Jugendlichen mit ihren Eigenheiten und Bedürfnissen werden ernst genommen und stehen im Zentrum der Betreuung.