Clearing

Das dreimonatige erlebnispädagogische Clearing versteht sich als eine diagnostische Phase, in der erlebnispädagogische und arbeitspädagogische Projekte durchgeführt werden.

Beim Fahrradfahren wusste ich, dass ich das schaffen kann.

Oliver, 12, erzählt vom Clearing.

Im Rahmen der erlebnispädagogischen Phase leben der Jugendliche und sein Betreuer ca. vier bis sechs Wochen in der Natur. Die Maßnahme startet mit einer Wanderung, an die eine Fahrradtour anschließt. Dabei ist der Jugendliche von Anfang an als aktiv Handelnder gefordert. So entscheidet er selbst, wie viele Kilometer er zurücklegen will, wann er kochen und wo er schlafen möchte. Auch erfährt der Jugendliche in ganz grundlegenden Situationen, dass sein Handeln immer eine natürliche Konsequenz hervorruft. Je nach den Bedürfnissen und Ressourcen des Jugendlichen werden weitere erlebnispädagogische Projekte wie z.B. Höhlenbefahrungen, Kanutouren, Schneeschuhtouren oder Klettersteigbegehungen durchgeführt. In den arbeitspädagogischen Projekten stehen vor allem handwerkliche, hauswirtschaftliche und landwirtschaftliche Betätigungen im Vordergrund. Auch betriebliche Praktika werden in dieser Zeit durchgeführt.

KEEP arbeitet vorrangig mit Methoden der Verhaltensbeobachtung. Über sogenannte Clearingtagebücher findet sowohl eine strukturierte Fremdbeobachtung durch den Betreuer, als auch eine reflexive Selbstbeobachtung des Jugendlichen statt. Die Erkenntnisse der Verhaltensbeobachtung setzen wir in einen gesamtbiografischen Zusammenhang. Dazu verwendet KEEP Methoden der narrativ-biographischen Diagnostik: Ein narratives Interview mit dem Jugendlichen, Interviewanalyse, Analyse der biographischen Daten (Akten) sowie eine strukturale Fallrekonstruktion. Es wird zudem unser Supervisor und eine Kinder- und Jugendpsychiaterin hinzugezogen.

Auf dieser Grundlage erstellen wir eine pädagogische Empfehlung, in der folgende diagnostische Fragen geklärt werden:

  • Welche Lebensmuster kennzeichnen den Jugendlichen?
  • Welche Ressourcen bringt der Jugendliche mit?
  • Welche Unterbringungsform ist sinnvoll? Welche pädagogischen Maßnahmen sollen umgesetzt werden?
  • Welche schulischen und beruflichen Perspektiven hat der Jugendliche? Wie können diese umgesetzt werden?
  • Wie kann die Familie des Jugendlichen unterstützt werden? Wie sollen Elternkontakte gestaltet werden?
  • Welche therapeutischen Hilfen sind sinnvoll?

Nach ca. drei Monaten erfolgt eine Hilfeplanung, in der die diagnostischen Ergebnisse vorgestellt werden und gemeinsam mit allen Beteiligten über eine Anschlussmaßnahme entschieden wird.