Trägereigenes Wohnen – Erfahrungsbericht

„Insgesamt bin ich seit meinem achten Lebensjahr nicht mehr zuhause. In dem trägereigenen Wohnen bin ich jetzt schon fast ein Jahr. Vorher hab ich bei ner Pflegemutter gelebt, davor hatte ich auch viele Stationen, die nicht so schön waren. Hier hab ich in ziemlich kurzer Zeit meinen Schulabschluss nachgeholt und hab dann auch recht schnell ne Ausbildung gefunden. Ich hätte auch noch zwei andere Betriebe gehabt, die mich genommen hätten.

Ich hab hier ne Zwei-Zimmer-Wohnung. Im Großen und Ganzen komm ich super klar und fühl mich auch wohl dort. Gut, das Saubermachen lass ich vielleicht manchmal schleifen, weil ich nach der Schule echt kaputt bin. Das Alleinleben gefällt mir einfach besser, weil ich mein eigener Herr bin. Ich kann entscheiden, wann ich aufräume, ich kann entscheiden, wie ich aufräume.

Ich steh um sieben Uhr zehn auf, danach mach ich mich fertig, fahr mit dem Zug zur Schule im Nachbarort, und dann bin ich in der Schule, teilweise bis viertel vor vier. Das ist ne Berufsfachschule, hauptsächlich für Ernährung und Versorgung und Kinderpflege. Anfangs wars in der Klasse ein bisschen schwierig, weil wir uns natürlich teilweise nicht kannten und teilweise kannten und sich da erst mal so ne Klassengemeinschaft bilden musste.

Nach der Schule mach ich eher selten was mit Freunden, weil ich auch einfach kaputt bin und mir vielleicht noch was kochen möchte oder einkaufen gehe oder Termine hab. Sonst geh ich auch noch ins Fitness-Studio zweimal die Woche, das ist eigentlich ganz gut zum Auspowern. Am Wochenende? Unterschiedlich: Manchmal bin ich zuhause, manchmal bin ich bei Freunden, manchmal übernachte ich woanders, mal geh ich – seltenst eher – feiern. Wenn man sich benimmt, hat man natürlich auch das Vertrauen und kann dann auch viele Sachen machen.

Meine Betreuerin kommt mal einmal die Woche, mal zweimal die Woche. Es ist unterschiedlich, wie ich das brauche und wie ich das auch möchte. Anfangs hat sie mich auch mal bei Saubermachen unterstützt, aber das ist jetzt gar nicht mehr nötig. Na ja, wir unterhalten uns, wir sind auch schon mal weggegangen, wir waren im Kino, also wir machen schon auch schöne Sachen zusammen.

Was bedeutet KEEP für mich gerade… das ist schwer zu sagen… ja, die geben mir Halt, die sind halt schon noch da für mich, wenn was ist, und wenns halt mal nicht so klappt und wenns mir mal nicht gut geht. Bin ich auch sehr dankbar für. Ich merk schon, dass ich mich hier gut entwickle, weil ich die Leute hier fast wie ne Familie sehe.

Ich werd jetzt auf jeden Fall erst mal meine Ausbildung fertigmachen, Assistentin für Ernährung und Versorgung, das ist so was wie ne Hauswirtschafterin. Wenn ich mir aber wirklich etwas ins Blaue hinein wünschen könnte, dann wäre es Medizinerin für Pädiatrie, also Kinderärztin.“

Sophia, 17 Jahre